Antifouling Ratgeber
Der richtige Unterwasseranstrich ist für ein gepflegtes Boot unerlässlich. Ein gutes Antifouling schützt das Unterwasserschiff Ihres Bootes und verhindert, dass sich Bewuchs auf der Oberfläche festsetzt. Damit trägt es zur Erhaltung der Geschwindigkeit und der Manövrierbarkeit bei und verringert zusätzlich den Treibstoffverbrauch.
Wichtige Parameter bei der Wahl eines Antifoulings sind
- Die Segel- und Fahrtgeschwindigkeit Ihres Bootes
- Die Dauer der Nutzung während der Saison
- Das Rumpfmaterial: die meisten Antifoulings lassen sich problemlos auf geprimerte Materialien wie Sperrholz, GFK und Stahl streichen lassen, auf Aluminiumrümpfe und Vollholz passt nicht jedes Antifouling
- Die geographische Lage des Liegeplatzes: Liegt ihr Boot in Salz- oder Süßwasser, in warmen oder kalten Gewässern, in fließenden Gewässern, in der Südsee oder sogar nur an Land?
- Bestehende Farbschichten: Welches Antifouling wurde bisher verwendet, ist ein Neuaufbau fällig oder sind Sie der glückliche Besitzer einer neuen Yacht?
- Der Umweltschutz und die Rechtsvorschriften in dem Revier, wo das Boot benutzt wird: Wollen Sie zum Beispiel die Niederlande besuchen, dürfen Sie nur ein Produkt mit einer gesonderten "Hollandzulassung" verwenden.
Man unterscheidet bei Antifoulings drei unterschiedliche Wirkprinzipien: selbsterodierende Antifoulings, Hart-Antifoulings und Dünnschicht-Antifouling.
Daneben gibt es auch biozidfreie Unterwasseranstriche und -beschichtungen, die ohne organische Biozide und Kupfer auskommen oder die physikalisch wirken, zum Beispiel über ihre Oberflächenstruktur.
Selbsterodierende Antifoulings
Selbsterodierende Antifoulings haben ein lösliches Harzsystem mit aktiven Bestandteilen,die einen Bewuchs abweisen oder behindern. Nach Aktivierung im Wasser werden die Schichten des Antifoulings kontrolliert abgebaut, sodass stets eine frische und aktive Schicht mit Bioziden an der Oberfläche liegt. Dies bewirkt während der Segelsaison eine hohe Effektivität, eine glatte Oberfläche und reduziert den Aufbau hoher Antifoulingschichten am Rumpf. In der nächsten Saison kann der Neuanstrich nach einer gründlichen Reinigung direkt und ohne Zwischenschliff aufgetragen werden.
Hart-Antifoulings
Hart-Antifoulings haben ein Harzsystem mit einem hohen Gehalt an wasserunlöslichen Bestandteilen, die die Oberfläche hart und abriebfest machen. Der hohe Anteil an bioaktiven Wirkstoffen und deren ständige Abgabe ans Wasser sorgen für einen hochgradigen Bewuchsschutz. Aufgrund der Härte und Beständigkeit ist das Antifouling ideal für schnelle Motorboote, Trailerboote und Tidengewässer, wo die Boote trocken fallen können. Regattaboote erhalten durch einen zusätzlichen Feinschliff mit Nass-Schleifpapier ein glattes Finish für mehr Speed. Da sich über die Saison die Wirkstoffe auswaschen, sollte die Oberfläche vor dem jährlichen Neuanstrich nass angeschliffen werden, um eine gute Haftung für die neue Schicht zu erzielen.
Dünnschicht-Antifoulings
Dünnschicht-Antifoulings wirken nicht durch Abgabe von Wirkstoffen an das Wasser, sondern durch die sehr glatte Oberfläche, die den Organismen eine Anhaftung erschwert. Erzeugt wird die glatte Oberfläche durch einen PTFE-Zusatz. Bei einigen Produkten wird die Antifoulingwirkung durch im Bindemittel eingebundene Kupferbestandteile unterstützt. Die extrem glatte Oberfläche sorgt für einen äußerst geringen Reibungswiderstand im Wasser und sorgt so für höhere Geschwindigkeiten und einen geringeren Kraftstoffverbrauch. Die Antifoulings zeichnen sich zudem durch eine sehr schnelle Trockenzeit aus.
Biozidfreie Unterwasserbeschichtungen
Biozidfreie Unterwasseranstriche und -beschichtungen verwenden kein Kupfer oder organische Biozide, die nach aktuellem Stand als bedenklich eingestuft werden. Einige dieser Produkte werden auf Kolophonium- und Zinkoxid-Basis formuliert und funktionieren ähnlich wie selbstpolierende Antifoulings, nur dass sich hier das Zinkoxid abbaut. Daneben gibt es harte Beschichtungen, die kein Zinkoxid enthalten und eher für Trailerboote geeignet sind, die nicht dauerhaft im Wasser liegen. Eine Besonderheit bilden Anstriche auf Silikonbasis, die über eine glatte, hydrophobe Oberfläche wirken, auf der sich Bewuchs schlecht verankern kann und bei Fahrt durchs Wasser leicht abfällt.
Biozidfreie Unterwasseranstriche- und beschichtungen eignen sich vor allem für Binnengewässer mit niedrigem Bewuchsdruck sowie für Reviere, in denen ein Verbot für biozidhaltige Antifoulings herrscht. In anderen Gewässern wie der Nord- und Ostsee muss man damit rechnen, dass sich Bewuchs eher festsetzen kann als bei biozidhaltigen Antifoulings. Eine regelmäßige Kontrolle des Rumpfes während der Saison und die Reinigung mit einem Schwamm helfen dabei, eventuell aufkommenden Bewuchs zu minimieren.
Wieviele Schichten Antifouling muss ich auftragen?
Die Anzahl der Antifoulingschichten ist abhängig vom verwendeten Produkt, von der Fahrgeschwindigkeit des Bootes, von der Zusammensetzung des Wassers und den klimatischen Bedingungen des Reviers. Im Webshop finden Sie bei unseren Artikel die Produktadtenblätter mit den Empfehlungen des Herstellers. In der Regels sind zunächst mindestens zwei Schichten Antifouling nötig. Zur Erneuerung des Schutzes genügt meist eine Schicht.
Wie erneuere ich mein Antifouling?
Wir empfehlen einen jährlichen Erneuerungsanstrich des Antifoulings, um einen ausreichenden Schutz vor Bewuchs zu gewährleisten. Wenn das Boot im Herbst aus dem Wasser kommt sollte das Unterwasserschiff so gut wie irgendmöglich, am Besten mit einem Hochdruckreiniger gereinigt werden.
Bei intakter Oberfläche:
- Die Oberfläche z. B. mit HEMPELS Pre-Clean und Frischwasser reinigen und nicht haftende Farbe entfernen (eventuell die Übergänge leicht anschleifen).
- Lassen Sie das Unterwasserschiff trocknen.
- Ein bis zwei Schichten des gleichen Antifoulings auftragen.
Bei beschädigter Oberfläche:
Die Oberfläche eventuell mit Spachtelmasse wie folgt behandeln und grundieren:
- Das Unterwasserschiff mit Schleifpapier Körnung 100 – 240 nass schleifen oder trocken schleifen mit den MIRKA Schleifscheiben und einer Absaugung.
- Das Unterwasserschiff reinigen, z. B. mit HEMPEL’s Pre-Clean und Frischwasser.
- Trocknen lassen.
- Wo erforderlich, mit geeigneten Produkten spachteln und grundieren.
- Zusätzliche Primerschichten auf geglättete, und gespachtelte Stellen auftragen, um die Spachtelmasse einzuschließen.
- Vor dem Auftragen von Primer und Antifouling das Unterwasserschiff völlig trocknen lassen.
- Ein bis zwei Schichten Antifouling auftragen.
Wenn das Unterwasserschiff neu aufgebaut werden muss:
- Das alte Antifouling komplett bis auf den Primer herunterschleifen oder das Antifouling abschaben und hinterher die Fläche glatt schleifen.
- Das Unterwasserschiff reinigen, z. B. mit HEMPEL’s Pre-Clean und Frischwasser.
- Trocknen lassen.
- Primerschichten gemäß den Produktdatenblättern auftragen.
- Ein bis zwei Schichten Antifouling auftragen.
Rolle oder Pinsel - wie trage ich Antifouling auf?
Antifouling mit der Rolle aufzutragen ist für große Flächen normalerweise die schnellste Methode. Hochwertige Schaumstoffrollen oder eine kurzfaserige Mohairrolle erschaffen eine qualitativ hochwertige Oberfläche. Pinsel eignen sich für schwierige und raue Oberflächen, sowie kleine Ausbesserungen und schlecht erreichbare Flächen.
Eine gleichmäßige Oberfläche erreichen Sie, wenn Sie auf einer nicht zu großen Fläche kreuz und quer, also sowohl horizontal, als auch vertikal arbeiten. Wenn Sie mit einem Pinsel arbeiten, sollten die letzten Pinselstriche nur noch leicht und vertikal sein. Wir empfehlen Ihnen generell die Verwendung von hochwertigen Rollen und Pinseln, um zu verhindern, dass sich die Rollen durch die Lösungsmittel zu schnell aufblähen und die Pinsel Haare verlieren.
Bei welchem Wetter kann ich Antifouling auftragen?
Beachten Sie immer die Empfehlungen des Herstellers, die Sie auf den Produktdatenblättern finden. Grundsätzlich empfehlen wir, Antifouling bei Temperaturen zwischen 10 und 25 Grad zu verarbeiten. Die Luftfeuchtigkeit sollte nicht mehr als 65 % betragen.
Streichen Sie ihr Unterwasserschiff nur, wenn es ganz trocken ist. Durch Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit bildet sich im Frühjahr oft Kondenswasser am Unterwasserschiff, dann dürfen Sie auf keinen Fall das Antifouling auftragen. Vermeiden Sie ebenfalls eine direkte Sonneneinstrahlung auf die zu streichende Fläche und tragen Sie das Antifouling nicht bei zu viel Wind auf, denn die Lösungsmittel verflüchtigen sich in beiden Fällen zu schnell, dadurch trocknet die Farbe zu schnell und zieht Fäden.
Ich weiß nicht welches Antifouling auf meinem Boot aufgetragen wurde
Wenn Sie beim Kauf eines gebrauchten Bootes nicht wissen, welches Antifouling benutzt wurde, können Sie einen Test durchführen, um zu bestimmen, ob es ein hartes oder weiches Antifouling ist. Streichen Sie mit einem feuchten Schwamm über die Oberfläche. Verfärbt sich der Schwamm, handelt es sich in der Regel um ein selbstpolierendes Antifouling. Bleibt keine Farbe am Schwamm, wird es ein hartes oder Dünnschicht-Antifouling sein. Wenn Sie unsicher sind, um welches Antifouling es sich handelt, empfielt sich der Auftrag eines Sperrprimers, z. B. SEAJET 015 Underwater Primer oder HEMPEL Underwater Primer, um einen Haftgrund zu erzeugen. Anschließend kann dann das neue Antifouling gestrichen werden. Beachten Sie außerdem die Herstellerempfehlungen aus dem Technischen Produktdatenblatt des neuen Antifoulings.
Ich möchte auf ein anderes Antifoulingprodukt wechseln, was muss ich beachten?
Wenn Sie ein anderes Antifoulingprodukt verwenden wollen, sollten Sie zunächst feststellen, welches Antifouling sich auf dem Rumpf befindet und ob es mit dem neuen Antifouling kompatibel ist. Die meisten Hersteller veröffentlichen sogenannte Kompatibilitätstabellen, in denen nachgelesen werden kann, ob das alte mit dem neuen Antifouling direkt übergestrichen werden kann oder ob man z.B. einen Sperrprimer zur Haftvermittlung benötigt. Verarbeitungshinweise zum Produktwechsel finden Sie auch in den Technischen Produktdatenblättern, die Sie in unserem Downloadbereich finden.
Wann muss ich meinen Antifoulinganstrich erneuern?
Wie lange ein Antifouling wirksam ist kann nicht pauschal beantwortet werden, denn die Wirksamkeit hängt von mehreren Faktoren ab:
- von der Art des Antifoulings (lesen Sie die Empfehlungen im Produktdatenblatt),
- von der aufgetragenen Schichtstärke,
- von der Fahrgeschwindigkeit des Schiffes,
- von der Temperatur des Wassers,
- von den im Wasser vorhandenen Mikroorganismen,
- vom Allgemeinzustand des Unterwasserschiffs (hält die Farbe, ist es schön glatt).
Um eine optimale Wirkung zu erhalten, ist zumeist jährlich eine neue Antifoulingschicht aufzutragen. Es kann auch ausreichen, dass Antifouling nur auszubessen, meistens verbraucht sich das Antifouling schneller am Wasserpass, am Ruder und am Kiel.
TOPLICHT-Tipp bei selbsterodierendem Antifouling: Bei einer kompletten Neubeschichtung des Unterwasserschiffs ist es sinnvoll nach der Versiegelung mit einem Epoxyprimer (z. B. HEMPEL Light Primer) zunächst einen Anstrich Hartantifouling aufzutragen und erst anschließend in einem anderen Farbton 2 Anstriche selbstschleifendes Antifouling. Dies kann Arbeit und Geld sparen, denn erst wenn der Farbton der untersten Lage sichtbar wird, ist es notwendig neues selbsterodierendes Antifouling aufzutragen.