Antifouling Ratgeber
Hintergrund
Seit dem 1. Januar 2025 gilt die ChemBiozidDV – sie regelt den Verkauf herkömmlicher Antifoulings, die Biozide enthalten. Wir informieren Sie über den neuen Einkaufsprozess, die richtige Verarbeitung und alternative Antifouling-Lösungen.
Biozidhaltige Antifoulings: Vorteile und Risiken
Der Bewuchs von Algen, Schleim und Muscheln am Unterwasserschiff , auch Fouling genannt, kann die Geschwindigkeit und den Treibstoffverbrauch eines Bootes erheblich beeinträchtigen. Biozidhaltige Antifoulings wirken aktiv dagegen, indem sie Biozide wie Kupfer freisetzen, die eine Ansiedlung von Fouling durch Schädigung oder Abtötung verhindern. Biozidhaltige Antifoulings bekämpfen aber nicht nur Algen und Muscheln am Rumpf, sie schädigen auch andere Lebewesen in den Gewässern. Zudem sind Biozide oft schwer abbaubar (persistent) und reichern sich im Wasser und im Boden an. Dies führt langfristig zu Schäden an den Ökosystemen.
Mehr Aufklärung durch Beratungsgespräche
Um den Eintrag von Bioziden in die Umwelt zu reduzieren, gibt es durch die Verordnung neue gesetzliche Vorgaben: Biozidhaltige Antifoulings dürfen nur noch durch unser geschultes Personal und nach einem kurzen Beratungsgespräch an Privatkund:innen verkauft werden – egal ob im Laden oder im Onlineshop. Das Gespräch dauert nur wenige Minuten und informiert Sie über die sichere Anwendung, Lagerung und Entsorgung – und darüber, wann eine biozidfreie Alternative sinnvoll sein kann.
Sie haben Fragen zur ChembiozidDV oder möchten zu Antifouling beraten werden?
Wir helfen Ihnen gern weiter. Unsere sachkundigen Mitarbeiter:innen erreichen Sie montags bis freitags von 9 -18 Uhr unter der Telefonnummer +49 40 88 90 10 - 80
Vorab: die richtige Antifoulingwahl
Berücksichtigen Sie vor dem Kauf von Antifouling folgende Punkte:
- Bewuchsverhältnis im Revier
Salz- oder Brackwasser-Reviere haben häufig einen hohen Bewuchsdruck, gegen den ein biozidhaltiges Antifouling am besten hilft. In Binnen- und Süßgewässern reicht meist eine biozidfreie Alternative. Einen Überblick zu den Bewuchsverhältnissen in deutschen Gewässern bietet der Bewuchs-Atlas des Umweltbundesamtes. - Regionale Vorschriften
Es gibt Gewässer, in denen der Einsatz biozidhaltiger Antifoulings verboten ist. Informieren Sie sich über mögliche Einschränkungen bei den lokalen Hafenbehörden, Segelclubs oder Umweltschutzverbänden. - Bootstyp & Geschwindigkeit
Wählen Sie ein Produkt, das zu Ihrem Boot und Ihrem Nutzungsverhalten passt. Biozidhaltige Antifoulings werden in drei Kategorien unterschieden:- Selbstpolierendes Antifouling
Ideal für langsamere Boote, setzt kontinuierlich Biozide frei - Hartantifouling
Abriebfester Anstrich, geeignet für schnelle Boote und für Boote, die oft trockenfallen - Dünnschicht-Antifouling
Erzielt eine besonders glatte Oberfläche, die Reibung und Bewuchs minimiert
- Selbstpolierendes Antifouling
- Kompatibilität mit vorhandenen Anstrichen
Prüfen Sie vor einem Produktwechsel die Kompatibilität zwischen dem alten und neuen Antifouling. Ist die Verträglichkeit unklar, hilft meist eine Schicht Sperrprimer als Verbindungsanstrich. - Umweltschonende Alternativen ohne Biozide
Biozidfreie Unterwasseranstriche funktionieren ähnlich wie herkömmliche Hart- oder selbstpolierende Antifoulings, sie enthalten statt Bioziden alternative Wirkstoffe wie Hydrogel oder Zinkoxid, um die Oberfläche vor Bewuchs zu schützen. Unterwasserbeschichtungen auf Silikon- oder Epoxidharzbasis halten oft mehrere Saisons. Sie bilden eine glatte, wasserabweisende Oberfl äche, die sich leicht reinigen lässt.
Antifouling sicher verarbeiten
1. Vorbereitung
- Verarbeitungsinformationen auf dem Etikett oder im Produktdatenblatt lesen
- Nur in gut belüfteten Räumen oder im Freien auf einem harten, undurchlässigen Boden arbeiten
- Plane unterlegen, um Farbspritzer und Staub aufzufangen
- Bei Schleifarbeiten das Unterwasserschiff mit Plastikfolie einhausen, um Staubverbreitung zu minimieren
2. Bei der Arbeit
- Schutzanzug, Handschuhe, Schutzbrille und Maske tragen
- Staubintensive Handschleifarbeiten nur mit ausreichender Absaugung durchführen
- Zündquellen (offenes Feuer, Hitze, heiße Oberflächen) fernhalten
- Nicht Essen, Trinken und Rauchen während der Arbeit
- Verschüttete Mengen aufnehmen und ordnungsgemäß entsorgen
- Bei Hautkontakt zügig mit warmem Seifenwasser abwaschen
- Bei Augenkontakt einige Minuten mit Wasser spülen und sofort einen Arzt oder das Giftinformationszentrum anrufen
3. Lagerung & Entsorgung
- Angebrochene Gebinde luftdicht verschließen
- Außer Reichweite von Kindern aufbewahren
- Vor Frost und direkter Sonneneinstrahlung geschützt bei 5 - 25 °C lagern
- Farbreste & leere Dosen fachgerecht beim Recyclinghof entsorgen, nicht in den Restmüll werfen
Selbsterodierende Antifoulings
Selbsterodierende Antifoulings haben ein lösliches Harzsystem mit aktiven Bestandteilen,die einen Bewuchs abweisen oder behindern. Nach Aktivierung im Wasser werden die Schichten des Antifoulings kontrolliert abgebaut, sodass stets eine frische und aktive Schicht mit Bioziden an der Oberfläche liegt. Dies bewirkt während der Segelsaison eine hohe Effektivität, eine glatte Oberfläche und reduziert den Aufbau hoher Antifoulingschichten am Rumpf. In der nächsten Saison kann der Neuanstrich nach einer gründlichen Reinigung direkt und ohne Zwischenschliff aufgetragen werden.
Hart-Antifoulings
Dünnschicht-Antifoulings
Biozidfreie Unterwasseranstriche und -beschichtungen
Biozidfreie Unterwasseranstriche- und beschichtungen eignen sich vor allem für Binnengewässer mit niedrigem Bewuchsdruck sowie für Reviere, in denen ein Verbot für biozidhaltige Antifoulings herrscht. In anderen Gewässern wie der Nord- und Ostsee muss man damit rechnen, dass sich Bewuchs eher festsetzen kann als bei biozidhaltigen Antifoulings. Eine regelmäßige Kontrolle des Rumpfes während der Saison und die Reinigung mit einem Schwamm helfen dabei, eventuell aufkommenden Bewuchs zu minimieren.
Wie finde ich das richtige Antifouling für mein Segelrevier?
Jedes Gewässer hat seine eigenen Wasserorganismen. Je nach Temperatur, Sonneneinstrahlung, Salzgehalt, Strömung, Nährstoffgehalt (z.B. durch landwirtschaftliche Einleitung von Düngemitteln) und Wasserqualität variiert der Bewuchs, so dass nicht jedes Antifouling in jedem Revier gleich gut funktioniert.
So finden Sie heraus, welches Antifouling für Ihr Revier geeignet ist:
- Bei den TOPLICHT-Artikelinformtionen finden Sie Hinweise, für welches Einsatzgebiet das Antifouling geeignet ist.
- Auch die Hersteller halten teilweise Informationen bereit.
- Hören Sie sich um in Ihrem Revier, vielleicht hat der Nebenlieger einen Geheimtipp.
- Das Bundesumweltamt hat einen Bewuchsatlas erstellt und hält umfangreiche Informationen über Antifoulings bereit, die sie unter diesem Link finden: https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/biozide/biozidprodukte/antifouling-mittel/bewuchsatlas-start
- Für einige Reviere In Deutschland und im Ausland gelten gesonderte Verordnungen und Richtlinien. Setzen Sie sich mit örtlichen Gesetzgebungen auseinander. Eine aktuelle Liste von mit den in Holland zugelassenen Antifoulings wird regelmäßig auf der Seite "Varen doe je Samen" veröffentlicht.
Wieviel Antifouling brauche ich?
Zunächst müssen Sie die Gesamtoberfläche in m² Ihres Unterwasserschiffs nach folgenden Formeln berechnen - oder Sie nutzen unseren Unterwasserschiff-Oberflächenrechner weiter unten.
Bitte beachten Sie, dass die tatsächliche Fläche abweichen kann. Wir empfehlen, immer auf volle Gebindegrößen aufzurunden.
- Langkieler: Gesamtoberfläche m² = 0,75 x Länge der Wasserlinie x (Breite + Tiefgang)
- Kurzkieler: Gesamtoberfläche m² = 0,50 x Länge der Wasserlinie x (Breite + Tiefgang)
- Motorboot: Gesamtoberfläche m² = Länge der Wasserlinie x (Breite + Tiefgang)
Die erforderliche Menge in Litern lässt sich mit der Formel: Gesamtoberfläche m²/Ergiebigkeit m²/l der Farbe berechnen.
Unterwasserschiff-Oberflächenrechner
Wieviele Schichten Antifouling muss ich auftragen?
Wie erneuere ich mein Antifouling?
Wir empfehlen einen jährlichen Erneuerungsanstrich des Antifoulings, um einen ausreichenden Schutz vor Bewuchs zu gewährleisten. Wenn das Boot im Herbst aus dem Wasser kommt sollte das Unterwasserschiff so gut wie irgendmöglich, am Besten mit einem Hochdruckreiniger gereinigt werden.
Bei intakter Oberfläche:
- Die Oberfläche z. B. mit HEMPELS Pre-Clean und Frischwasser reinigen und nicht haftende Farbe entfernen (eventuell die Übergänge leicht anschleifen).
- Lassen Sie das Unterwasserschiff trocknen.
- Ein bis zwei Schichten des gleichen Antifoulings auftragen.
Bei beschädigter Oberfläche:
Die Oberfläche eventuell mit Spachtelmasse wie folgt behandeln und grundieren:
- Das Unterwasserschiff mit Schleifpapier Körnung 100 – 240 nass schleifen oder trocken schleifen mit den MIRKA Schleifscheiben und einer Absaugung.
- Das Unterwasserschiff reinigen, z. B. mit HEMPEL’s Pre-Clean und Frischwasser.
- Trocknen lassen.
- Wo erforderlich, mit geeigneten Produkten spachteln und grundieren.
- Zusätzliche Primerschichten auf geglättete, und gespachtelte Stellen auftragen, um die Spachtelmasse einzuschließen.
- Vor dem Auftragen von Primer und Antifouling das Unterwasserschiff völlig trocknen lassen.
- Ein bis zwei Schichten Antifouling auftragen.
Wenn das Unterwasserschiff neu aufgebaut werden muss:
- Das alte Antifouling komplett bis auf den Primer herunterschleifen oder das Antifouling abschaben und hinterher die Fläche glatt schleifen.
- Das Unterwasserschiff reinigen, z. B. mit HEMPEL’s Pre-Clean und Frischwasser.
- Trocknen lassen.
- Primerschichten gemäß den Produktdatenblättern auftragen.
- Ein bis zwei Schichten Antifouling auftragen.
Rolle oder Pinsel - wie trage ich Antifouling auf?
Antifouling mit der Rolle aufzutragen ist für große Flächen normalerweise die schnellste Methode. Hochwertige Schaumstoffrollen oder eine kurzfaserige Mohairrolle erschaffen eine qualitativ hochwertige Oberfläche. Pinsel eignen sich für schwierige und raue Oberflächen, sowie kleine Ausbesserungen und schlecht erreichbare Flächen.
Eine gleichmäßige Oberfläche erreichen Sie, wenn Sie auf einer nicht zu großen Fläche kreuz und quer, also sowohl horizontal, als auch vertikal arbeiten. Wenn Sie mit einem Pinsel arbeiten, sollten die letzten Pinselstriche nur noch leicht und vertikal sein. Wir empfehlen Ihnen generell die Verwendung von hochwertigen Rollen und Pinseln, um zu verhindern, dass sich die Rollen durch die Lösungsmittel zu schnell aufblähen und die Pinsel Haare verlieren.
Bei welchem Wetter kann ich Antifouling auftragen?
Beachten Sie immer die Empfehlungen des Herstellers, die Sie auf den Produktdatenblättern finden. Grundsätzlich empfehlen wir, Antifouling bei Temperaturen zwischen 10 und 25 Grad zu verarbeiten. Die Luftfeuchtigkeit sollte nicht mehr als 65 % betragen.
Streichen Sie ihr Unterwasserschiff nur, wenn es ganz trocken ist. Durch Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit bildet sich im Frühjahr oft Kondenswasser am Unterwasserschiff, dann dürfen Sie auf keinen Fall das Antifouling auftragen. Vermeiden Sie ebenfalls eine direkte Sonneneinstrahlung auf die zu streichende Fläche und tragen Sie das Antifouling nicht bei zu viel Wind auf, denn die Lösungsmittel verflüchtigen sich in beiden Fällen zu schnell, dadurch trocknet die Farbe zu schnell und zieht Fäden.
Ich weiß nicht welches Antifouling auf meinem Boot aufgetragen wurde
Ich möchte auf ein anderes Antifoulingprodukt wechseln, was muss ich beachten?
Wann muss ich meinen Antifoulinganstrich erneuern?
Wie lange ein Antifouling wirksam ist kann nicht pauschal beantwortet werden, denn die Wirksamkeit hängt von mehreren Faktoren ab:
- von der Art des Antifoulings (lesen Sie die Empfehlungen im Produktdatenblatt),
- von der aufgetragenen Schichtstärke,
- von der Fahrgeschwindigkeit des Schiffes,
- von der Temperatur des Wassers,
- von den im Wasser vorhandenen Mikroorganismen,
- vom Allgemeinzustand des Unterwasserschiffs (hält die Farbe, ist es schön glatt).
Um eine optimale Wirkung zu erhalten, ist zumeist jährlich eine neue Antifoulingschicht aufzutragen. Es kann auch ausreichen, dass Antifouling nur auszubessen, meistens verbraucht sich das Antifouling schneller am Wasserpass, am Ruder und am Kiel.
Ist ein Sperrgrund notwendig oder nicht?
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HerunterladenTOPLICHT-Tipp bei selbsterodierendem Antifouling:

Bei einer kompletten Neubeschichtung des Unterwasserschiffs ist es sinnvoll nach der Versiegelung mit einem Epoxyprimer (z. B. HEMPEL Light Primer) zunächst einen Anstrich Hartantifouling aufzutragen und erst anschließend in einem anderen Farbton 2 Anstriche selbstschleifendes Antifouling. Dies kann Arbeit und Geld sparen, denn erst wenn der Farbton der untersten Lage sichtbar wird, ist es notwendig neues selbsterodierendes Antifouling aufzutragen.
